An die Generale, Offiziere und Soldaten der deutschen Truppen, die sich am Frischen Haff, im Raume Heiligenbeil, befinden Ihre Kräftegruppierung ist zertrümmert. Ihre Überreste sind an das Frische Haff gedrückt und der Vernichtung gew int Thre Truppen halten jetzt nur einen schmalen Küstenstreifen, der mit jedem Tage immer schmaler wird. Die Lage Ihrer Truppen ist hoffnungslos. Sie haben fast sämtliche Geschütze und Panzer verloren. Ihnen gegenüber stehen die um ein Vielfaches überlegenen Kräfte der Roten Armee. Unsere Übermacht au Artillerie, Panzern und Luftwaffe ist ihnen bekannt. Niemand kann Ihnen Hilfe erweisen. Die Häfen von Danzig und Gdingen sind nicht nur blockiert, sondern auch jeder für sich isoliert. Ihre Garnisonen sind in derselben Lage wie auch Sie. Der ganze Raum von Danzig bis zur Oder, einschließlich der gesamten pominer schen Küste bis zur Stettiner Bucht, ist von den Sowjettruppen besetzt. Die Seewege nach Pillau befinden sich unter Kontrolle unserer Luftwaffe und U-Boote. Die Transporter, die nach Pillau durchzukommen und aus dem Hafen auszulaufen versuchen, werden versenkt, Der Hafen Pillau selbst liegt unter dem Beschuß der Sowjetartillerie. 400 km trennen Sie von der Frontlinie. Die Front verläuft bei Stettin. Sie sind im tiefsten Hinterland der russischen Truppen Die gesante deutsche Wehrmacht steht vor der Katastrophe. Der Kampf geht 50 km vor Berlin. Nach der Besetzung Schlesiens sind die russischen Truppen bereits an Sachsen herangekommen. Die Truppen unserer Alliierten haben das ganze Territorum westlich des Rheins in ihren Händen. Köln, Bonn, Koblenz, Worms, Ludwigshafen sind gefallen. Der Rhein ist an vielen Stellen überschritten. Der Kampf geht im Ruhrgebiet und im Vorgelände von Frankfurt a/Main. Sie selbst werden es begreifen, daß unter solchen Umständen Ihr Widerstand keinerlei Sinn bat und nur zu Ihrem Untergang und zu unzähligen Opfern unter der örtlichen Bevölkerung füren wird. Um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden fordere ich Sie auf, die Waffen niederzulegen und den Widerstand einzustellen. Allen Generalen, Offizieren und Soldaten, die den Widerstand aufgegeben haben, wird Leben und Sicherheit, ausreichende Verpflegung und die Rückkehr nach Kriegsende in die Heimat oder in ein beliebiges Land auf persönlichen Wunsch des Kriegsgefangenen garantiert. Dem Gesamten Personalbestand, der sich gefangengibt, werden Uniform, Rangabzeichen, Orden, persönliches Eigentum und Wertsachen belassen. Allen Verwundeten und Kranken wird sofort ärztliche Hilfe erwiesen. Offiziete und Soldaten! Euer Kommando hat Euch dem sinnlosen Untergang preisgegeben. Unter den gegebenen Umständen hängt Euer Leben von Euch ab. Entscheidet selbst über Euer Schicksal. In Verbänden, Truppenteilen, Einheiten, gruppenweise und einzeln legt die Waffen nieder und gebt Euch gefanden. Der Befehlshaber der 3. Bjelorussischen Front Marschall der Sowjetunion WASSILEWSKY. 24. März 1945